Eppaner Sekt
Von den Perlen im Glas
Im vom Wein dominierten Eppaner Gebiet hat auch die Produktion von Schaumwein Tradition.
Eine prickelnde Spurensuche bei den drei Sektherstellern.
Perlen sind kostbar, veredeln Momente: Die Perlen im Sektglas sind flüchtig, doch das tut dem Genuss keinen Abbruch. Das wussten schon die Herrschaften der zahlreichen Eppaner Ansitze, zumeist österreichische Adelige, und gossen sich bereits 1902 den ersten „Überetscher Goldchampagner” ein.
Eine Gräfin mit blauem Etikett
Sektkellerei Lorenz Martini aus Girlan
„Hier liegt also die Wiege des Südtiroler Flaschengärsektes“, erklärt Lorenz Martini aus Girlan beinahe ehrfürchtig. Sein Vater hatte einst ein paar 100 Flaschen Sekt zum Eigenbedarf gekeltert. „Und ich war fasziniert“, erinnert sich der Sohn. Er wollte mehr und begann 1985 in einem alten Keller mit seiner eigenen Produktion. Heute stellt die Sektkellerei Lorenz Martini 15.000 bis 20.000 Flaschen Schaumwein pro Jahr her. Der Comitissa Pas Dosé Riserva präsentiert sich mit edlem Namen und adelsblauem Etikett. Comitissa steht im Lateinischen für Gräfin. Pas Dosé verweist auf die extreme Trockenheit bei minimalem Restzucker (1,5 g/l) und den Verzicht auf die Zuckerzugabe bei der Dosage. Für das Mischverhältnis von Chardonnay, Weißburgunder und Blauburgunder hat Martini mittlerweile „sein eigenes Rezept“.
Ein Bunker für die Praeclarus-Sekte
Kellerei St. Pauls
Ausschließlich auf die Chardonnaytraube setzt dagegen die Kellerei St. Pauls. „Wir machen Sekt seit 1979“, berichtet Obmann Dieter Haas. Die aktuelle Jahresproduktion liegt bei 35.000 Flaschen. Der Praeclarus Brut, ein „Sekt für alle“, hat letzthin durch eine reduzierte Flaschenreife eine Verjüngung erfahren. Er liegt mindestens 30 Monate auf der Hefe, bevor er degorgiert (= vom geeisten Hefepfropf befreit) und abgefüllt wird. Der Ort der Flaschengärung ist dabei ein besonderer, denn die Kellerei St. Pauls hortet ihre prickelnden Schätze in einem Bunker. Vor dem
Paulser Feld unweit des Dorfes wacht das markante, rundbuckelige Bauwerk aus dem Jahr 1937 über sechs bis sieben Jahrgänge. Die meterdicken Mauern sorgen für konstante Temperatur und Feuchtigkeit. Ganze 60 Monate auf der Hefe lagert der letzte Neuzugang. „Mit dem Praeclarus Pas Dosé haben wir dem Brut einen Jahrgangssekt zur Seite gestellt“, sagt Haas. Es ist ein Sekt par excellence, für den nur ausgewählte Weine eines speziellen Jahres veredelt werden. Aktuell ist jener von 2014.
Die Praeclarus-Sekte der Kellerei St. Pauls werden im wahrsten Sinne des Wortes gebunkert. Das für die Lagerung ideale Bauwerk kann im Sommer im Rahmen von Führungen und auf Anfrage von Gruppen besichtigt werden.
Ein Neustart mit dem „Lamm N° 12“
Sektmanufaktur Winkler
In dickbauchiger Flasche und blumengespickter Box präsentiert sich der „Lamm N° 12“ der Sektmanufaktur Winkler in Girlan – benannt nach dem Familiensitz im Lammweg 12. „Manufaktur deshalb, weil die Handarbeit vom Weinberg über die gesamte Versektung fundamental ist und in einem Familienbetrieb auch bleiben wird“, berichtet Inhaber Michael Winkler. Er dreht die Flaschen in den aus der Champagne stammenden Rüttelpulten alle einzeln und per Hand. Nach 20 Jahren des Stillstandes hat er die Sektproduktion wiederbelebt. 1977 von Vater Helmuth Winkler gegründet, musste der Betrieb 2001 der Gesundheit wegen aufgelassen werden. Am 29. März 2021 schließlich präsentierte der älteste Sohn einen frischen, trinkigen Schaumwein, hergestellt nach Champagner-Methode aus Chardonnay (70%), Blauburgunder (20%) und Weißburgunder (10%), extra Brut mit 3 g/l Restzucker. Die Trauben für die Jahresproduktion von 13.000 Flaschen stammen von Lagen ab 550 Höhenmetern. „Für unsere Stilistik ist ein hoher Säuregehalt bei phänologischer Reife von Bedeutung“, erklärt Winkler. Die elegante Aufmachung ist Teil eines großen Ganzen, zu dem sich 2022 ein Rosé gesellen soll.